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Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

Die Fuhr am Hallstättersee
Traditionelles Handwerk in Oberösterreich, aufgenommen 2020

Die „Fuhren“ (flache Transportboote aus Holz, auch Plätten genannt) haben am Hallstättersee eine lange Tradition als Güter- und Personentransportmittel. Schon im 13. Jahrhundert, nach der Wiedereröffnung des Salzbergwerks in Hallstatt, wurde die Schifffahrt über den See und die Traun zum Transport der Ware notwendig. Heute beherrschen nur mehr wenige Personen dieses Handwerk.

Für das Salinenwesen in Hallstatt und den Salztransport war die Schifffahrt über Seen und Flüsse eine Notwendigkeit. Die speziellen Lastkähne aus Holz mussten so gebaut sein, dass sie sowohl flussabwärts, wie auch im Gegenzug mit Waren beladen nach Hallstatt zurückgeführt werden konnten. Diese spezielle Art des Gebrauchs für die See- und Flussschiffahrt bedingte eine spezielle, massiv langgezogene Bauweise mit geringem Tiefgang und Längsruder. Die besondere Konstruktion und das unverwechselbare Aussehen der Fuhren ist durch die Anordnung und Anzahl der Spanten, den sog. Kipfen, bestimmt. Je mehr Kipfen, desto größer die Fuhr, bzw. die Wasserverdrängung. Als bevorzugtes Baumaterial wird heimisch gewachsenes Holz, d.h. Fichte, Tanne und vereinzelt auch Lärche, verwendet. Der Bau erfolgt nach mündlichen Überlieferungen oder Handskizzen und wird nach wie vor weitgehend in Handarbeit hergestellt. Der Aufbau einer Fuhre besteht aus Boden, Seitenwänden, unterschiedlicher Anzahl von Kipfen (Spanten), Kranzling (Hochzug am Bug), Steuerstock (Heckteil), Kehrweri (für die Befestigung der Ruder mit überhöhten Seitenwänden zum stehenden Rudern) und Ochsenziem (Rundschlinge für die Ruderaufnahme). Das traditionelle Rudern einer Fuhre erfordert hohe Geschicklichkeit und jahrelanges Training.

Da der ursprüngliche Verwendungszweck als Transportmittel über die Traun mehr und mehr verloren ging, wurden kaum mehr neue Fuhren gebaut, obwohl sie am Hallstättersee und den umliegenden Gemeinden nach wie vor eine bedeutende Rolle spielen. Als unverwechselbares Transportmittel finden sie bei kirchlichen und weltlichen Festen Verwendung, beispielsweise im Rahmen der Seeprozession zu Fronleichnam.   

Da nur noch drei Personen diese traditionelle Schiffbauweise beherrschen, wurde an der HTL Hallstatt der schulautonome Ausbildungszweig „Holzbootsbau“ unter Einbindung der Trägergruppe etabliert, um das Wissen über den Neubau und die Restaurierung von Fuhren auch über die formale Bildung zu vermitteln.

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