Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich
Das Anklöpfeln ist ein im Tiroler Unterinntal gepflegter Brauch, bei dem eine Gruppe von meist männlichen Sängern an den drei Donnerstagen vor Weihnachten (Klöpflnächte) den Häusern der Nachbarschaft einen Besuch abstattet. Die Sänger sind als Hirten verkleidet und werden in das Haus gebeten. Sie stimmen Lieder an, die die Geburt Jesu verkünden. Häufig werden die Sänger auch von Musiker*innen begleitet.
Das Blochziehen in Fiss gehört zu den größten Fasnachtsbräuchen im Alpenraum. Im Vierjahresrhythmus wird im Spätherbst ein Zirbenbaum – Bloch genannt – gefällt und beim Festtagsumzug auf einem geschmückten Holzschlitten durch das Dorf gezogen. Eine Vielzahl unterschiedlicher Figuren begleitet den Umzug. Neben dem Blochziehen der Erwachsenen wird alle zwei Jahre auch ein Kinder-Blochziehen für 6-14 Jährige veranstaltet.
Der Dürrnberger Schwerttanz ist ein Reigen- und Kettentanz, der seit rund 500 Jahren praktiziert wird und eng mit der Salzburger Salinenindustrie und dem Bergbau verknüpft ist. Der Tanz wurzelt in der mittelalterlichen Tradition der Handwerker- und Standestänze. Seine Aufführung ist bis heute ausschließlich besonderen Anlässen, wie Berufsfesten und Ehrentagen vorbehalten.
Der Ebenseer Fetzenzug ist ein jährlich am Faschingsmontag in Ebensee stattfindender Faschingsumzug. Die Teilnehmer*innen, die so genannten „Fetzen“, kleiden sich in alte Frauengewänder, an die Lumpen genäht sind. Sie tragen einen Fetzenhut sowie eine kunstvoll geschnitzte Holzmaske. Wesentliches Element des Fetzenzuges ist das sogenannte ‚austadeln‘ der Zuschauer*innen.
Der Gasteiner Perchtenlauf findet alle vier Jahre zwischen Neujahr und dem Dreikönigstag im Raum Bad Gastein und Bad Hofgastein statt. Unter den rund 140 mitlaufenden Figuren, wie zum Beispiel den Heiligen Drei Königen, Schleifermandln, Hanswursten, Hexen, Kramperl und Schnabelperchten befinden sich auch rund 30 Kappenträger*innen, die einen meist mehrere Meter hohen Kopfschmuck tragen.
Alljährlich am Montag nach Michaeli (29. September) wird in Bad Ischl der Lichtbratlmontag begangen. Dieser bezieht sich auf einen Brauch, bei dem früher Meister ihren Mitarbeiter*innen ein „Bratl“ spendierten, da an diesem Tag erstmals wieder mit künstlichem Licht gearbeitet werden musste. Heute handelt es sich um ein Jahrgangstreffen aller runden Jubilar*innen ab 50 eines jeweiligen Jahres, die in Bad Ischl geboren sind oder dort ihren Hauptwohnsitz haben.
Lieder sind ein wichtiger Bestandteil der Kulturtradition der Lovara. Die Bezeichnung dieser Roma-Gruppe geht auf ihre frühere Haupterwerbstätigkeit zurück: „Lovara“ bedeutet „Pferdehändler“. Die Lieder handeln von Familie und Gemeinschaft, aber auch die Rolle des Einzelnen und die frühere Lebensweise der Lovara werden besungen. Zudem sind sie ein Sprachspeicher und beinhalten typische Phrasen, Metaphern oder einzelne Ausdrücke, die heute im alltäglichen Gebrauch kaum mehr Verwendung finden.
Bei der Köhlerei handelt es sich um eine Handwerkstechnik aus dem bäuerlichen Umfeld, die primär der Erzeugung von Holzkohle dient. Mittels trockener Destillation wird Holz unter Luftabschluss erhitzt und über eine Zeitspanne von mehreren Wochen durchgekohlt, wobei es in möglichst reinen Kohlenstoff umgewandelt wird.
Der in der Fastnacht praktizierte Brauch des Mullens beziehungsweise Matschgerns hat in den MARTHA-Dörfern (Mühlau, Arzl, Rum, Thaur und Absam) nördlich von Innsbruck eine jahrhundertelange Tradition. Als Hauptfiguren bei diesen Umzügen treten Hexen, Melcher, Spiegeltuxer, Zaggler und Zottler auf, welche durch diverse Nebenfiguren ergänzt werden.
Der kräfteraubende und aufwändige Umzug- und Heischebrauch wird alle zwei bis fünf Jahre meist am Faschingsmontag in mehreren Orten im Bezirk Murau ausgeübt. Die Teilnehmer*innen bewegen sich auf Fahrzeugen oder zu Fuß von Hof zu Hof und müssen Hindernisse bewältigen: entweder eine gespannte Kette (Speng) überwinden oder die Herausforderung zum Zweikampf annehmen. Insgesamt werden bis zu 30 Kilometer zurückgelegt. Um 19 Uhr müssen die Gruppen bei der Kirche sein, wo ein Abschluss-Kranzl gelaufen...
Pecherei ist ein seit Jahrhunderten übliches Handwerk, welches der Gewinnung von Harz von Föhrenbäumen dient. Der Stamm des Baumes wird oberflächlich verwundet, um so den Harzfluss künstlich anzuregen. Das gewonnene Harz, auch Pech genannt, wird in Raffinerien und Siedereien zu Terpentinöl und Kolophonium verarbeitet. Diese Zwischenprodukte waren bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts die Grundlage zur industriellen Erzeugung von Papier, Lacken, Farben, Seife und vielen anderen Produkten.
Roman ist als Sprache der burgenländischen Roma hauptsächlich im Burgenland verbreitet und ein wichtiger Bestandteil des Kultur- und Spracherbes der dortigen Roma. Es handelt sich um eine Varietät des Romani, die ausschließlich auf österreichischem Staatsgebiet gesprochen wird. Roman kann auf eine über 500-jährige Tradition zurückblicken und wird heute hauptsächlich im familiären Umfeld, aber auch unter Freund*innen und anderen Mitgliedern der Volksgruppe gesprochen.
Das im Jahr 1818 komponierte Lied „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ bildet für zahlreiche Menschen einen Fixpunkt des Heiligen Abends und ist für viele der Inbegriff des Weihnachtsliedes überhaupt. Das gemeinsame Singen und Musizieren wird von Kirchengemeinschaften verschiedener Konfessionen, Chören, Gesangsvereinen, Kindergärten, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen gleichermaßen praktiziert und angeregt.
Die Transhumanz in den Ötztaler Alpen ist eine besondere Form des Schafwandertriebs. Die Wanderungen verlaufen über das Timmelsjoch (2494m), das Hochjoch (2885m) und das Niederjoch (3017m) und gelten als die einzige grenzüberschreitende Transhumanz in den Alpen, die über Gletscher führt. Jährlich werden im Frühsommer rund 5000 bis 5500 Schafe aus Südtirol in die Ötztaler Weidegebiete getrieben und im Herbst wieder zurückgetrieben.
Da sich Fluren und Äcker in oft weiter Entfernung der Dörfer und Höfe befinden, war ihre genaue örtliche Benennung von großer Bedeutung für das Abschließen von Verträgen, die Erstellung von Wegbeschreibungen und die Berechnung zu entrichtender Abgaben. Über Jahrhunderte hinweg bildeten die dadurch entstandenen Orts- und Flurnamen einen selbstverständlichen Bestandteil der bäuerlichen Lebenswirklichkeit.
Der Niglo-Umzug am Vorabend des Nikolaustages (6. Dezember) bildet einen jährlichen Fixpunkt der Adventzeit in Windischgarsten. Er besteht aus ungefähr 30 Personen: dem Nachtwächter, dem Nigloherrn (ein Herr in städtischer Bekleidung) und der Niglofrau (eine jüngere Frau mit weißem Kleid und Krone), mehreren Nigeln (in Pelz gehüllte Krampusse mit Larven, um den Körper Schellen und Birkenruten tragend), mehreren Engeln, dem Teufel, dem Heiligen Nikolaus und verschiedenen Nebenfiguren.
Die Tradition der Wiener Kaffeehauskultur ist durch eine ganz spezielle Atmosphäre geprägt. Typisch für ein Wiener Kaffeehaus sind Marmortischchen, auf denen der Kaffee serviert wird, Thonetstühle, Logen, Zeitungstischchen und Details der Innenausstattung im Stil des Historismus. Die Kaffeehäuser sind ein Ort, „in dem Zeit und Raum konsumiert werden, aber nur der Kaffee auf der Rechnung steht“.
Der Traditionsschützenverein Wirling ist österreichweit der vermutlich einzige Verein, der berechtigt ist, das traditionelle Böllerschießen zu betreiben. Die Böllerschützen begleiten religiöse und weltliche Feste. Ein eigens dafür konstruiertes Böllergeschütz wird auf einer Anhöhe in Stellung gebracht und je nach Anlass zu genau festgelegten Zeiten abgefeuert. Wichtig ist, immer das Echo des Böllerknalls, welches bis zu zwölf Sekunden dauern kann, vor der Abgabe des nächsten Schusses abzuwarten.
Haselfichten mit ihrem genetisch verankerten Haselwuchs kommen meist in den Waldbeständen der Alpen über 1200 Meter Meereshöhe vor. Aufgrund seiner spezifischen Eigenschaften wird das Holz der Haselfichte seit jeher für den Instrumentenbau, bei dem höchste Ansprüche an die Holzqualität gestellt werden, verwendet. Nur wenige Holzfachleute sind imstande, diese Holzqualität am stehenden Baum zu erkennen.