Traditionelles Bauen neu vermittelt: zwei Projekte stellen sich vor
Zwei österreichische Projekte widmen sich traditionellem Bauen auf innovative Art und Weise: das Citizen Science Projekt der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien „Lehmbau im Weinviertel“ und „Holzhandwerk Revisited“ der FH St. Pölten und BOKU Wien. Beide Projekte begegnen traditionellem Handwerk durch neue Vermittlungsformen und partizipative sowie wissenschaftliche Auseinandersetzung.
Bewusstsein für den Werkstoff Lehm: „Lehmbau im Weinviertel“
Lokales Wissen über die Nutzung von Lehm als Baumaterial besteht in Österreich seit langer Zeit. Bisher gibt es jedoch keine genauen Daten über den Lehmbau als traditionelles Handwerk. Im Rahmen des Citizen Science Projekts „Lehmbau im Weinviertel“ der Universität für Bodenkultur Wien wird der einzigartige Lehmbaubestand des Weinviertels gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung erhoben.
Mittels der eigens erstellten „LEHM“-App fürs Smartphone werden BürgerInnen dazu angeregt, traditionelle Lehmbauten im Weinviertel ausfindig zu machen und sie näher zu beschreiben. So soll ein Bewusstsein für den Werkstoff Lehm als nachhaltige Ressource geschaffen werden, gleichzeitig wird dadurch die Bedeutung des traditionellen Handwerks mit Lehm als gelebte kulturelle Praktik verdeutlicht.
Kick off Veranstaltung
Am 26. Juni 2018 fand im Museumsdorf Niedersulz im Weinviertel eine erste Kick-Off-Veranstaltung mit ExpertInnen, Laien und der Bevölkerung statt, um über das Projekt zu informieren und Lehmbau-Interessierte sowie MultiplikatorInnen einzuladen, sich daran zu beteiligen.
Das Projekt wird im Rahmen der Top Citizen Science Initiative vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung gefördert.
Traditionelles Holzhandwerk filmisch vermittelt: "Holzhandwerk Revisited"
Gemeinsam mit SchülerInnen der Waldorfschule Wien West und dem Österreichischen Freilichtmuseum Stübing entwickelten ForscherInnen der FH St. Pölten und BOKU Wien neue Dokumentations-Formate, um traditionelles Holzhandwerk für nachfolgende Generationen zu erhalten. Mittels 360-Grad-Videos und State-of-the-art Educational Content und Tutorials wurden ausgewählte Handwerkstechniken gefilmt und als „Edutorials“ veröffentlicht.
In einem partizipatorischen Ansatz wurden zuerst die Handwerkstechniken definiert, um diese dann in Zusammenarbeit aller Beteiligten filmisch zu dokumentieren. Die eigens für das Projekt entwickelten Dokumentar-Formate wurden in einem Kameraworkshop und in Testdrehs entworfen und an den ausgewählten Handwerksprozessen erprobt: Herstellung eines Holznagels, einer Birkenreisigbesens, von Zaunringen sowie das Behauen von Rundholz.
Holzhandwerk Edutorials
Zwei der „Edutorials“, welche instruktive Elemente von Online-Tutorials mit Lernvideo-Eigenschaften verbinden, können unter folgenden Links angesehen werden:
- Herstellung eines Holznagels: https://youtu.be/d8DmEKV8z78
- Herstellung von Zaunringen (360 Grad): https://youtu.be/uHe_2QJ6qig
Weitere Informationen unter: https://www.fhstp.ac.at/de/newsroom/news/kulturelles-erbe-neu-aufbereitet
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung im Rahmen des Programms „Sparkling Science“ gefördert. PartnerInnen sind das Universitäts- und Forschungszentrum Tulln, die BOKU Wien und die Waldorfschule Wien West.