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Kultur

Kulturelle Entwicklung: Erbe und Vielfalt  

Podiumsdiskussion: Aktionsradius Kulturpolitik

Laufende Freihandelsgespräche, fortschreitende Digitalisierung, gesellschaftliche Vielfalt – anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der „UNESCO-Konvention über den Schutz und die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen“ lud die Österreichische UNESCO-Kommission zur Podiumsdiskussion über kulturpolitische Fragestellungen ein.

Wie wird sich das TTIP-Abkommen auf den Kultursektor auswirken? Welcher Aktionsradius bleibt der Kulturpolitik? Mit dieser Frage eröffnete Moderator Markus Rohrhofer (DER STANDARD)  die Diskussionsrunde in Linz über kulturpolitische Spielräume und Visionen für die Förderung einer Vielfalt an Kultur am 20. Oktober 2015. Der Grundgedanke der Konvention gilt auch bei Freihandelsverhandlungen, so Eva Nowotny, Präsidentin der ÖUK: Kunst und Kultur dürfen nicht nur als Wirtschaftsfaktor angesehen werden, sondern besitzen auch eine soziale und demokratische Dimension, die zu berücksichtigen ist. Man setze auf das Bewusstsein der Europäischen Kommission hierfür, da die EU ebenfalls Vertragspartei der UNESCO-Konvention ist.

Viel grundsätzlicher setzte Medien- und Kulturaktivist Martin Wassermair an: Was ist überhaupt mit kultureller Vielfalt gemeint? Kunst und Kultur, so seine Einschätzung, befinden sich in einem hegemonialen Kampf um ideologische Positionen und Paradigmen.  Es brauche daher „dringend einen öffentlichen, demokratischen, gemeinschaftlichen Aushandlungsprozess darüber, was wir eigentlich unter kultureller Vielfalt verstehen wollen“. Für Anne Wiederhold, Leiterin des KunstSozialRaums Brunnenpassage, hingegen ist kulturelle Vielfalt erstmal eine Realität. Die Frage sei aber, ob sie auch eine Realität in den Fördermaßnahmen, Institutionen und deren Programmen sei. Es brauche konsumfreie Räume, in denen sich Kunst vielfältig entfalten kann und zu denen jeder Mensch Zugang hat. Auch wenn sie der Ansicht sei, dass sich die Kulturinstitutionen langsam für ein breiteres Publikum öffnen, müsse noch viel auf diesem Gebiet getan werden. Dies gelte nicht nur für die Kulturinstitutionen selbst, für die Stella Rollig als Leiterin des LENTOS Kunstmuseums Linz Beispiele einbrachte, sondern auch im Hinblick auf den internationalen Austausch, wie Künstler Edgar Honetschläger aus eigener Erfahrung berichtete.

Konsumfreie Räume brauche es auch für eine kritische Auseinandersetzung mit der Kulturpolitik im Netz, so Martin Wassermair. Das Internet, welches am Anfang eine Vergrößerung der demokratischen Öffentlichkeit versprach, erlebe eine Monopolisierung von Anbietern wie Google und Amazon. Diese Monopolisierungstendenzen und Standardisierung seien auch bei (Online-)Programmen und der Sprache zu hinterfragen, so Edgar Honetschläger.

Aus dem Publikum wurde dementsprechend der Wunsch nach einer offensiven und engagierten österreichischen wie europäischen Kulturpolitik geäußert. Die Verantwortung liege aber, so Edgar Honetschläger, letztendlich nicht alleine bei den Politikern. Auch KünstlerInnen bräuchten ein solidarisches Sprachrohr und, so Martin Wassermair, müssten sich re-politisieren. „Wir müssen das viel offensiver angehen“, so das einhellige Fazit, damit es auch zukünftig um Kulturproduktion und Kulturinteressen und nicht nur um Geld und Business geht – der Kerngedanke der Konvention.


Die Podiumsdiskussion fand am 20. Oktober 2015 im LENTOS Kunstmuseum Linz statt. Es diskutierten: Edgar Honetschläger, Künstler, Regisseur und Drehbuchautor, Eva Nowotny, Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission, Stella Rollig, Direktorin des Lentos Kunstmuseum Linz, Anne Wiederhold, Leiterin des KunstSozialRaums Brunnenpassage und Martin Wassermair, Publizist, Medien- und Kulturaktivist.

Downloads

Eine Veranstaltung in Kooperation mit

v.l.n.r.: Stella Rollig, Markus Rohrhofer, Anne Wiederhold und Martin Wassermair
© Petra Moser
v.l.n.r.: Edgar Honetschläger, Eva Nowotny und Stella Rollig
© Petra Moser
© Petra Moser