Das Wiener Dioskurides Manuskript gilt als Meisterwerk der spätantiken Buchkunst und überliefert das botanische und pharmakologische Wissen der damaligen Zeit. Das reich illustrierte Heilkräuterbuch wurde im Auftrag der römischen Aristokratin Juliana Anicia zu Beginn des 6. Jahrhunderts angefertigt. Die prominente Auftraggeberin wird in einer Dedikationsminiatur von den allegorischen Personifikationen der Barmherzigkeit und des Wissens flankiert und bildlich verewigt.
Zahlreiche Reproduktionen der in griechischer Sprache verfassten Sammelhandschrift verbreiteten das überlieferte Heilkräuterwissen in ganz Europa und der islamischen Welt. Während des Mittelalters, der Renaissance aber auch in späteren Jahrhunderten fungierte der Kodex als medizinisches Nachschlagewerk. Die arabischen Reproduktionen des Dioskurides Manuskripts beweisen, dass dieses auch in der islamischen Welt breit rezipiert wurde. In diesem Sinne beeinflusste das Wiener Dioskurides Manuskript nachhaltig die weitere Entwicklung der westlichen und islamischen Heilpflanzenkunde. Seine Bedeutung ist unter anderem durch den Umstand belegt, dass der Notar und Gelehrte Johannes Chortasmenos 1406, beinahe tausend Jahre nach Entstehung des Manuskripts, eine umfangreiche Restaurierung sowie eine Neubindung veranlasste.
Weltweite Bedeutung
Der Wiener Dioskurides ermöglicht Erkenntnisse über die antiken Naturwissenschaften und frühbyzantinische Kunst- und Kulturgeschichte. Die Sammelhandschrift bildete die Grundlage für die europaweite Verbreitung des antiken Wissens um die medizinische Anwendung von Heilkräutern.