Die Bibliotheca Corviniana des ungarischen Königs Matthias Corvinus war im Zeitalter der Renaissance die zweitgrößte Büchersammlung Europas. Als Universalsammlung umfasst sie neben antiken Schriften auch Kopien der bedeutendsten Werke der Zeit.
Entsprechend dem Zeitgeist der Renaissance war es der Wunsch des ungarischen Königs Matthias Corvinus (reg. 1458-90) eine Sammlung zu schaffen, die das Wissen der Antike und frühen Neuzeit zusammenbringt. Zu diesem Zweck wurden Bücher in einer eigenen Werkstatt produziert, Exemplare mit anderen Herrscherfamilien ausgetauscht und angekauft. Einem zeitgenössischen Bericht zufolge habe die Bibliothek im Palast in Buda aus zwei großen Hallen bestanden und wurde in griechische und lateinische Schriften aufgeteilt (vgl. The Realm of St. Stephen, London 2002, S. 154).
Etliche Schriften aus der Antike, dem Mittelalter und der Renaissance wurden gesammelt und bildeten einen Büchercorpus, der den Vorstellungen des humanistischen Zeitgeistes der Renaissance entsprach. Hierzu zählten Werke zur Literatur, Geschichte, Rhetorik, Theologie, Medizin, Architektur oder Astronomie, die in Latein oder Griechisch verfasst wurden. Von den 2.000 Büchern der Bibliotheca Corviniana haben sich aktuell 216 sog. Corvinen erhalten. 39 werden in der österreichischen Nationalbibliothek verwahrt.
Weltweite Bedeutung
Die Bibliotheca Corviniana spiegelt in ihrer Gesamtheit den Zeitgeist der Renaissance in all seinen wissenschaftlichen, theologischen, künstlerischen und philosophischen Aspekten wieder und betont die Bedeutung des Miteinanders von antiken und humanistischen Werken zur Zeit der Renaissance in Europa.