Linguistic Diversity - Linguistic Ecosphere Jahrestagung der Österreichischen UNESCO-Schulen
- 15.-17. Oktober 2025
Sprachliche Vielfalt ist weit mehr als ein pädagogisches Anliegen – sie ist ein zentrales Element kultureller Identität, demokratischer Teilhabe und gesellschaftlichen Zusammenhalts. Im Sinne der UNESCO bedeutet die Anerkennung und Förderung sprachlicher Vielfalt, Sprachen nicht nur als Mittel der Verständigung, sondern als Schlüssel zu Bildungsgerechtigkeit, Inklusion und Menschenrechten zu begreifen. Dies wurde im Rahmen der Tagung durch Vorträge, Workshops, Exkursionen, eine Ausstellung und künstlerische Beiträge eindrucksvoll sichtbar.
Im Rahmen der Tagung eröffneten Vertreter*innen aus Bildung und Politik die Veranstaltung: Beatrix Karl, Rektorin der Pädagogischen Hochschule Steiermark, Martin Fritz, Generalsekretär der Österreichischen UNESCO-Kommission, Lukas Schnitzer, Klubobmann der STVP, sowie Gemeinderätin Daniela Gamsjäger-Katzensteiner (KPÖ) richteten Grußworte an die Teilnehmenden. Die Organisation der Tagung lag in den Händen von Monika Gigerl (Pädagogische Hochschule Steiermark), Stephanie Godec (Österreichische UNESCO-Kommission) und Barbara Schrammel (BIMM). Den inhaltlichen Auftakt bildete der Eröffnungsvortrag von Katharina Brizić, Professorin für Mehrsprachigkeitsforschung an der Universität Freiburg. Unter dem Titel „Ungleichheit und Handlungsmacht. Was uns die Mehrsprachigkeit eröffnet“ beleuchtete sie die Potenziale und Herausforderungen sprachlicher Vielfalt im Bildungssystem und zeigte auf, wie Mehrsprachigkeit neue Perspektiven für gesellschaftliche Teilhabe und Bildungsgerechtigkeit eröffnen kann.
Workshops zur Stärkung sprachlicher Vielfalt und Inklusion im Bildungssystem
Im Rahmen der Tagung wurden vier Workshops angeboten, die sich mit unterschiedlichen Aspekten sprachlicher Bildung und Vielfalt im schulischen Kontext auseinandersetzten. Lisa Fast-Hertlein, tätig am Zentrum Sprachliche Bildung im Kontext von Migration und Mehrsprachigkeit (BIMM), betonte die Bedeutung sprachlicher Kompetenzen für den schulischen Erfolg und stellte ein Gesamtkonzept zur Sprachenbildung vor, das alle Fächer einbezieht und als Teil einer ganzheitlichen Schulentwicklung gedacht ist. Ursula Maurič präsentierte das Bildungsnetzwerk voXmi und dessen aktuelles Jahresthema „voXmi & inklusive Bildung“. Im Zentrum stand eine Checkliste zur Förderung einer sprachenfreundlichen und inklusiven Schulkultur, die gemeinsam mit Expert*innen für inklusive Bildung entwickelt wurde. Verena Blaschitz vom Netzwerk SprachenRechte thematisierte die zunehmende Politisierung von Sprache, sprachliche Diskriminierung und sprachenpolitische Maßnahmen wie Deutschförderklassen und Sommerschulen. In ihrem Workshop wurde besonders diskutiert, wie Diskriminierung im Schulalltag wirksam entgegengewirkt werden kann. Der vierte Workshop, geleitet von Lydia Fenkart, Silvia Kramreiter und Verena Krausneker, gab einen Einblick in das neue Unterrichtsfach Österreichische Gebärdensprache (ÖGS). Neben curricularen Grundlagen wurden pädagogische Zielsetzungen sowie konkrete Umsetzungs- und Weiterbildungsformate für Lehrkräfte vorgestellt. Alle Workshops zeigten auf unterschiedliche Weise, wie wichtig eine inklusive, reflektierte und strategisch verankerte Sprachbildung im Bildungssystem ist.
Exkursionen als Brücke zwischen Sprache, Kultur und Menschenrechten
Im Rahmen der Tagung wurden drei thematisch vielfältige Exkursionen angeboten, die den Teilnehmenden Einblicke in unterschiedliche Zugänge zu Sprache, Kultur und Menschenrechten ermöglichten. Die erste Exkursion führte zum Internationalen Zentrum zur Förderung der Menschenrechte in Gemeinden und Regionen unter den Auspizien der UNESCO. Gerd Oberleitner, UNESCO-Chair in Human Rights and Human Security, Klaus Starl, Direktor des International Centre for the Promotion of Human Rights at the Local and Regional Levels präsentierten gemeinsam mit Elisaeth Schlocker und Susanna Slivensky des European Centre for Modern Languages (ECML) Ansätze zur Förderung von Menschenrechten im regionalen Kontext. Die zweite Exkursion widmete sich dem kulturellen Erbe der Steiermark: Beim Besuch des Steirischen Volksliedarchivs und der Schneidereien des Steirischen Heimatwerks, geleitet durch Eva Heizmann, erhielten die Teilnehmenden einen lebendigen Einblick in Volkskultur und traditionelle Handwerkskunst (Volkskultur Steiermark GmbH). Die dritte Exkursion stand unter dem Motto „Mehrsprachiges Graz“. Unter der Leitung von Katharina Lanzmaier-Ugri (BIMM) wurden mehrsprachige Lebensrealitäten in der Stadt sichtbar gemacht und Fragen zu sprachlicher Vielfalt, Bildung und urbanem Zusammenleben diskutiert.
Musikalische und künstlerische Beiträge von Schüler*innen rundeten das Programm ab und machten spürbar, wie Sprachen, Kulturen und Ausdrucksformen miteinander verwoben sind. Die Tagung verdeutlichte: Sprachliche Vielfalt ist keine Herausforderung, die bewältigt werden muss – sie ist ein Potenzial, das in Bildungseinrichtungen bewusst gefördert und strukturell verankert werden sollte, um globale Verantwortung, Inklusion und Menschenwürde im Sinne der UNESCO zu stärken.