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Der Mensch und die Biosphäre

Beziehung zwischen Mensch und Umwelt nachhaltig gestalten  
Foto: © colourbox

Das MAB-Programm („Man and the Biosphere“): Eine Erfolgsgeschichte der UNESCO

Gastbeitrag von Mag. Dr. Günter Köck

Das Österreichische MAB-Programm feierte im Jahr 2013 sein 40-jähriges Bestehen. Damit zählt das Österreichische Nationalkomitee weltweit zu den ältesten nationalen MAB-Komitees.

Insgesamt hat das MAB-Nationalkomitee in den 4 Jahrzehnten seines Bestehens eine Vielzahl von Forschungsprojekten finanziert. Schon damals wurde das Nationalkomitee weitblickend mit einem eigenen Forschungsbudget ausgestattet. Damit kann das Komitee wissenschaftliche Defizite nicht nur identifizieren, sondern mit geeigneten Forschungsprojekten diese Wissenslücken auch füllen. Die Projekte weisen ein weites Themenspektrum auf und reichen vom Klimawandel über Monitoring und Zukunftskonzepten bis zur Landschaftsökologie und sozialwissenschaftlichen Themen.

Das Weltnetzwerk der Biosphärenparks

Die UNESCO-Biosphärenparks spielen als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung die (!) Schlüsselrolle im MAB-Programm.

Seit der Einrichtung der ersten Biosphärenparks im Jahr 1976 ist das weltweite Biosphärenparknetzwerk auf derzeit 686 Biosphärenparks in 122 Ländern angewachsen. Bereits im Jahr 1977 wurden auch in Österreich mit den Gebieten „Gossenköllesee“ und „Gurgler Kamm“ in Tirol, „Untere Lobau“ in Wien und „Neusiedler See“ im Burgenland die ersten Biosphärenparks eingerichtet. All diese Gebiete der so genannten 1. Generation waren jedoch vornehmlich auf den Schutz und die Erforschung ausgewählter Ökosysteme fokussierte Gebiete. Nachdem erkannt worden war, dass der Schutz der biologischen Vielfalt nicht mehr isoliert von den Bedürfnissen der Menschen betrachtet werden darf und neue Wege zu gehen sind, wurde das Konzept der UNESCO-Biosphärenparks im Jahr 1995 durch die „Sevilla-Strategie“ zusammen mit den „Internationalen Leitlinien für Biosphärenparks“ entscheidend modernisiert. Damit stand zum ersten Mal ein Rahmenwerk für das weltweite Netzwerk der Biosphärenparks zur Verfügung, das es ermöglichen sollte, den wertvollen Natur- und Kulturraum zu schützen und gleichzeitig den Ansprüchen der Menschen in diesem Raum Rechnung zu tragen. In Österreich wurde im Jahr 2000 mit dem Biosphärenpark „Großes Walsertal“ der erste nach Sevilla-Strategie arbeitende Biosphärenpark der 2. Generation eingerichtet. Im Jahr 2005 folgte der Wienerwald, im Jahr 2012 dann „Salzburger Lungau und Kärntner Nockberge“.

Die engagierte Arbeit des Österreichischen MAB-Nationalkomitees

Das Österreichische Nationalkomitee hat in den mehr als 40 Jahren seines Bestehens nicht nur herausragende Forschungsleistungen erbracht, sondern hat sich mit seiner Expertise auch intensiv an der Koordinierung und Weiterentwicklung des internationalen MAB-Programms beteiligt.

Ein wichtiger Meilenstein für das Nationalkomitee im Jahr 2015 war die Überarbeitung der „Qualitätskriterien für Biosphärenparks in Österreich“ – dieser überarbeitete moderne Kriterienkatalog trat mit 1. Jänner 2016 in Kraft. Österreich trägt damit wesentlich zu den internationalen Bemühungen um eine Qualitätssicherung des Weltnetzes der Biosphärenparks bei.

Das heimische MAB-Nationalkomitee stiftete als bisher einziges Land zusätzliche MAB Young Scientist Awards zur Ausbildung junger Wissenschaftler*innen aus Entwicklungs- und Schwellenländern. Im Jahr 2015 wurde der vom MAB-Nationalkomitee finanzierte und mit der renommierten Edition Lammerhuber in drei Sprachen produzierte „MAB Biannual Activity Report 2012–2013“ am MAB-ICC in Paris präsentiert. Darüber hinaus engagiert sich Österreich auch in der Arbeit der EuroMAB-Gruppe, wie etwa mit der Organisation eines Workshops zum Thema „Biosphärenparks und Gesundheit“ am EuroMAB-Meeting 2015 in Estland durch Mitglieder des Nationalkomitees.

Die engagierte Arbeit des Nationalkomitees und der heimischen Biosphärenparks in der internationalen MAB-Familie wird auch international honoriert, so wurde Österreich in den letzten 10 Jahren mehrfach in das MAB-International Coordination Council gewählt und übernahm auch dreimal den Vizevorsitz des internationalen MAB-Programms.

In Zeiten, in denen Klimakonferenzen von Minimalkompromiss zu Minimalkompromiss schlittern, ist das „Man and the Biosphere“-Programm, das den nachhaltigen Umgang mit unserer Umwelt nicht nur propagiert, sondern auch erforscht und Lösungen präsentiert, wichtiger denn je.

Mag. Dr. Günter Köck ist Koordinator der internationalen Forschungsprogramme der ÖAW, Generalsekretär des Österreichischen MAB-Nationalkomitees und österreichischer Delegierter zum MAB-ICC. Er wurde seit 2004 insgesamt dreimal zum Vice Chair des internationalen MAB-Programms gewählt. Darüber hinaus ist er Erfinder und Autor der beiden preisgekrönten Bücher „Planet Austria“ und „Vielfalt genießen – Die österreichischen Biosphärenparks“. Sein Projekt „Vielfalt genießen – Mehr als ein Kochbuch“ wurde 2013 als Projekt der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung 2005–2014“ ausgezeichnet. Köck ist neben seiner Tätigkeit an der ÖAW noch aktiver Forscher und leitet das seit dem Jahr 1997 durchgehend laufende österreichisch-kanadische Arktisforschungsprojekt „High-Arctic“.

© Modell Foto: Colourbox.de
© Günter Köck