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Immaterielles Kulturerbe

Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken  
Foto: © UNESCO/James Muriuki

Erfahrungswissen im Umgang mit der Lawinengefahr
Umgang mit der Natur in Kärnten, Salzburg, Steiermark, Tirol, Niederösterreich, Oberösterreich, Vorarlberg, aufgenommen 2016

Die Aneignung von Wissen über Lawinen ist seit Beginn der Nutzung des Alpenraums notwendig, um dort überleben zu können und erfolgte vor allem mündlich durch alpine Organisationen, innerhalb der Familien, in Schulen bzw. betroffenen beruflichen Gemeinschaften (Jäger*innen, Bauern/Bäuerinnen, etc.). Bis heute sind Lawinen nicht vollständig durch die Wissenschaft berechen- und vorhersagbar. Umso höher ist daher der Stellenwert von Erfahrungswissen im Umgang mit der Naturgefahr.

Der alpine Lebensraum hat von seinen Bewohner*innen schon immer eine intensive Auseinandersetzung mit dem hochkomplexen Phänomen Lawine gefordert. Der Erwerb von Wissen erfolgte in der Vergangenheit durch intensive Naturbeobachtung und den schmerzhaften Lernprozess nach Lawinenkatastrophen. Die Vermittlung dieses Erfahrungswissens geschah jahrhundertelang mündlich von einer Generation zur nächsten und manifestierte sich u.a. in Bauernregeln und der Benennung von örtlichen Flur- und Hofnamen. Schriftlich dokumentiert wurden seit dem 17. Jahrhundert vor allem Schadenslawinen, die in Vorarlberg noch heute in den Schulen verwendet werden, um Kinder für die Lawinengefahr zu sensibilisieren.
Eine Institutionalisierung des Wissens fand Anfang des 20. Jahrhunderts statt, seit 1902 etwa können Bergführer*innen Lawinenausbildungskurse belegen, wobei der jahrelange Austausch zwischen erfahrenen und angehenden Bergführer*innen nach wie vor ein zentrales Element der Ausbildung darstellt. Ab den 1950er Jahren wird Erfahrungswissen von wissenschaftlichen Forschungen ergänzt. So wurde der Schutz des Siedlungsraums und der Verkehrswege im Laufe der Zeit sukzessive verbessert. Die zunehmende touristische und sportliche Nutzung des alpinen Raums brachten in den letzten Jahrzehnten eine völlig neue Zielgruppe hervor, die heute den Großteil der Lawinenopfer ausmacht und deren Schutz eine neue Herausforderung darstellt.

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