Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich
Das Wampelerreiten in Axams wird jährlich am sogenannten „Unsinnigen Donnerstag“ vor dem Faschingssonntag durchgeführt. Im Vordergrund stehen die namensgebenden Wampeler – junge Burschen und Männer in einem weißen Leinenhemd, das mit Heu prall ausgestopft wird, wodurch die Wampeler ihren dicken Bauch (umgangssprachlich auch „Wampe“ genannt) erhalten. Ihre Gegenspieler sind die Reiter, die versuchen, die Wampeler auf den Rücken zu legen, um deren weißes Hemd zu beschmutzen.
Perlåggen ist ein Kartenspiel, das heute vor allem in Tirol gespielt wird, wobei Flunkern und Täuschen wichtige Elemente des Spiels sind. Die SpielerInnen eint der Tiroler Dialekt, der mit seinen Spezialausdrücken für das Perlåggen von großer Bedeutung ist. Das sogenannte "Perlågger-Latein" oder "Kårter-Sprech" hält eigene Bezeichnungen für bestimmte Spielzüge, spezielle Karten und das Loben und Tadeln von Spielverhalten bereit.
Das Gauderfest in Zell am Ziller ist eines der größten Frühlingsfeste, das sich im Alpenraum erhalten hat und dessen älteste Hinweise bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen. Der Name bezeichnet den Ort dieses Volksfestes, das sogenannte Gauderlehen. Höhepunkt ist der Festumzug, der am ersten Sonntag im Mai stattfindet und bei dem jedes Jahr bestimmte Themen aufgegriffen werden, wie etwa historische Anlässe. Mehr als 2000 TrachtenträgerInnen aus einer Vielzahl alpenländischer Regionen wirken mit.
Ratschen ist ein Lärmbrauch, der in verschiedenen Formen in den Tagen vor Ostern in weiten Teilen Österreichs praktiziert wird. Zentral dabei ist die sogenannte Ratsche, ein Holzschrapinstrument, dessen Geräusch von Gründonnerstag bis Ostersonntag die dann verstummten Kirchenglocken ersetzen soll. Bei der am häufigsten verbreiteten Form des Ratschens gehen Kinder zu verschiedenen Zeiten durch den Ort, ratschen und sagen nach einem bestimmten Ablauf Sprüche auf.
Beim jährlichen Widderzug treffen zwei Prozessionen aus den Gemeinden Prägraten und aus Virgen in der Ortschaft Obermauern zusammen. Eine der beiden Gemeinden führt einen weißen Widder mit sich, der mit bunten Bändern und Blumen geschmückt ist. Gemeinsam ziehen sie hinauf zur Wallfahrtskirche Maria Schnee, wo der Widder zuerst dreimal um den Altar geführt wird. Mit der Prozession verbunden sind Rituale, wie das Anbinden einer Fellsträhne an der Osterkerze.
Das Zachäussingen in Zirl ist ein Kirchtagsbrauch, der am dritten Sonntag im Oktober ab 4:30 Uhr früh begangen wird. Die Besonderheit ist neben der Uhrzeit vor allem die Verbindung von religiöser und weltlicher Praxis. Jährlich versammeln sich etwa 200 Menschen am Platz vor der Kirche und stimmen gemeinsam mit musikalischer Umrahmung durch den Kirchenchor und einer Bläsergruppe das Zachäuslied an, das im 18.Jh. von einem Zirler Messner geschrieben wurde und von Buße und Reue handelt.
Seit 1511 existiert die „Heiliggrab-Bruderschaft“, die sich die Pflege der Tradition des Aufstellens des Heiligen Grabes am Samstag vor dem Palmsonntag sowie die 24-stündige, ununterbrochene Anbetung des Allerheiligsten von Karfreitag bis Karsamstag zur Aufgabe gemacht hat. Die Bruderschaft besteht seit jeher unabhängig von Katholischer Kirche und Gemeindeverwaltung. Gleichzeitig spricht sie die ganze Ortsbevölkerung an und bindet Frauen und Jugendliche in das Brauchtum mit ein.
Bei der Fasnacht Nassereith, seit 1951 auch als „Schellerlaufen“ bezeichnet, handelt es sich um einen Fasnachtsbrauch, welcher in einem Intervall von drei Jahren in der Ortsgemeinde Nassereith, Bezirk Imst/Tirol, an einem Tag zwischen dem Dreikönigstag (6. Jänner) und Aschermittwoch stattfindet. Im Zentrum der Nassereither Fasnacht steht der Umzug, welcher sich durch seine Farbenpracht und die typischen Holzlarven auszeichnet und nach genau überlieferten Regeln durchgeführt wird.
Die Tiroler Sakramentsgarden wurden vor etwa 500 Jahren nach dem spanischen Vorbild der Corpus-Christi-Bruderschaften gegründet. Ihrer ursprünglichen Tätigkeit als Schutz- und Ehrenbegleitung des Allerheiligsten bei Prozessionen gehen sie bis heute unverändert nach. In historischer Kleidung und Ausrüstung rücken die vier Garden bei offiziellen kirchlichen und weltlichen Anlässen gemeinsam aus. Die einzelnen Wachen begleiten zudem private Feiern wie Hochzeiten oder Begräbnisse.
Das Anklöpfeln ist ein im Tiroler Unterinntal gepflegter Brauch, bei dem eine Gruppe von meist männlichen Sängern an den drei Donnerstagen vor Weihnachten (Klöpflnächte) den Häusern der Nachbarschaft einen Besuch abstattet. Die Sänger sind als Hirten verkleidet und werden in das Haus gebeten. Sie stimmen Lieder an, die die Geburt Jesu verkünden. Häufig werden die Sänger auch von MusikerInnen begleitet.
Das Blochziehen in Fiss gehört zu den größten Fasnachtsbräuchen im Alpenraum. Im Vierjahresrhythmus wird im Spätherbst ein Zirbenbaum – Bloch genannt – gefällt und beim Festtagsumzug auf einem geschmückten Holzschlitten durch das Dorf gezogen. Eine Vielzahl unterschiedlicher Figuren begleitet den Umzug. Neben dem Blochziehen der Erwachsenen wird alle zwei Jahre auch ein Kinder-Blochziehen für 6-14 Jährige veranstaltet.
Der in der Fastnacht praktizierte Brauch des Mullens beziehungsweise Matschgerns hat in den MARTHA-Dörfern (Mühlau, Arzl, Rum, Thaur und Absam) nördlich von Innsbruck eine jahrhundertelange Tradition. Als Hauptfiguren bei diesen Umzügen treten Hexen, Melcher, Spiegeltuxer, Zaggler und Zottler auf, welche durch diverse Nebenfiguren ergänzt werden.
Das im Jahr 1818 komponierte Lied „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ bildet für zahlreiche Menschen einen Fixpunkt des Heiligen Abends und ist für viele der Inbegriff des Weihnachtsliedes überhaupt. Das gemeinsame Singen und Musizieren wird von Kirchengemeinschaften verschiedener Konfessionen, Chören, Gesangsvereinen, Kindergärten, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen gleichermaßen praktiziert und angeregt.
Jährlich zur Sommersonnwende am 21. Juni leuchten im Ehrwalder Talkessel die Bergfeuer. Die aufwändige Vorbereitung liegt in den Händen mehrerer Gruppen, von denen jede ein eigenes Motiv wählt, das maßstabsgerecht gezeichnet, entsprechend der Geländeneigung gestreckt und mit Brennmaterial gelegt wird. Über diese Motive, die stets Aktualität besitzen, herrscht bis 21. Juni vollständiges Stillschweigen.
„Schemenlaufen“ wird in Imst im Tiroler Oberland ein Umzug zur Fasnachtszeit mit 26 unterschiedlichen Maskentypen genannt, dessen bezeichnende Elemente die bunten Farben, die stete Bewegung und ein faszinierender rhythmischer Klang sind. Die Fasnachtsbräuche sind in Imst bereits für 1597 belegt und werden bis zum heutigen Tag mit ungebrochener Begeisterung zelebriert. Das Schemenlaufen findet - mit Ausnahmen - alle vier Jahre im Februar statt.
Das Telfer Schleicherlaufen zählt zu den großen Traditionsfasnachten Tirols und findet alle fünf Jahre statt. Rund 500 Fasnachtler nehmen aktiv daran teil. Ein großer Teil der Telfer Bevölkerung ist auch durch das Herrichten der Gewänder, das Ausbessern des Schmuckes etc. in die Fasnachtsvorbereitungen eingebunden. Masken wie die Telfer „Wilden“ mit ihren aus „Baumbart“ hergestellten Kostümen, der „Panz’naff“, der „Laternenträger“ und insbesondere die Schleicher sind einzigartig.